Triangulation von Verbal- und Blickdaten
Eine Eye-Tracking-Studie
Abstract
Eye-Tracking erlangt in der physikdidaktischen Forschung immer mehr Bedeutung, da durch diese Methode Rückschlüsse auf kognitive Prozesse von Lernenden möglich sind. Studien weisen darauf hin, dass eine detaillierte Interpretation von Blickdaten jedoch nur mit weiteren qualitativen Datenquellen möglich sei. In der vorliegenden Eye-Tracking-Studie wurden 16 Studierende des ersten Semesters aufgefordert, Aufgaben zum Hertzsprung-Russell-Diagramm und zu Vektorfeldern zu lösen und auf drei unterschiedliche Arten ihren Bearbeitungsprozess zu verbalisieren. Im Retrospective Thinking Aloud (RTA) beschrieben sie ihren Bearbeitungsprozess, nachdem die Aufgabe gelöst wurde. Im Cued Retrospective Thinking Aloud (cRTA) erhielten die Studierenden ein Video ihrer eigenen Blickdaten, anhand dessen der Bearbeitungsprozess beschrieben werden sollte. Im Concurrent Thinking Aloud (CTA) sprachen sie ihre Gedanken während des Lösens der Aufgabe laut aus. Das Forschungsinteresse lag darin zu untersuchen, welchen Einfluss die Triangulation von Blick- und Verbaldaten durch RTA, cRTA und CTA auf die kognitive Belastung, das Blickverhalten und den Informationsgehalt der Erklärungen beim Problemlösen hat. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die kognitive Belastung beim CTA im Vergleich zum RTA und cRTA am höchsten wahrgenommen wurde. Ein konsistenter Einfluss der drei Verbaldatenmethoden auf die Blickdaten konnte weder bei den Aufgaben zum HRD noch zu Vektorfeldern festgestellt werden. Im Informationsgehalt der Erklärungen lassen sich signifikante Unterschiede offenlegen: Während beim cRTA besonders deskriptive Äußerungen zu Handlungsschritten im Problemlöseprozess geäußert wurden, konnten sich beim CTA und RTA vor allem Äußerungen zu physikalischen Interpretationen abbilden lassen.
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